Und was ist eigentlich schwarz/rot Atemgold 09?

Wenn man donnerstags nicht mehr proben kann und das Leben seine Form verliert, dann hat sich schwarz/rot Atemgold 09 in den Zeiten des Stillstandes für öffentlche Begegnungen – Ausgangssperre und Auftrittsverbot für Staßenkapellen – auf den Weg zurück begeben: Wie ging dieses musikalische Projekt eigentlich los? Karl Ortmann, Posaunist bei schwarz/rot Atemgold 09, hat dazu einen erhellenden Text verfasst, der den musikalischen Wurzeln nachforscht.

 

 

Zur Geschichte der Band schwarz/rot Atemgold 09
© Karl Ortmann

Zur Geschichte dieser Band fällt auf, dass es zwar eine ausführliche Website unter www.atemgold09.de gibt, dass dort jedoch kein zusammenhängender Text zu finden ist, der erläutert, wie und warum die Band zusammengekommen ist und warum sie so heißt, wie sie heißt.
Die Band wurde am 18.07.1982 um Punkt 19 Uhr in einem Hinterzimmer der Kneipe „zum Kuckuck“ im Dortmunder Westend gegründet. Richard Ortmann hatte per Anzeige in den Szenemagazinen „Guckloch“ und „Klüngelskerl“ nach gleichgesinnten Musikern und Musikerinnen gesucht. Als Vorbild nahm man sich „Lester Bowie’s Brass Fantasy“ und das „Willem Breuker Kollektif“, an deren Jazzstilen sich man zu anfangs orientierte. Es wurde auch die Formation der Marching Bands aus New Orleans übernommen, da man sich an Demonstrationen gegen die Atomkraft und den Rassismus beteiligen wollte. Mit der Formation einer Marching Band wollte man den zu der Zeit noch im Ruhrgebiet ansässigen Spielmannszügen und Knappen-Orchestern eine andere Musik entgegensetzen, denn diese spielten „immer noch auf Eins und Drei“.

Man entschied sich, „schwarz“ und „rot“ als Farben des Anarchosyndikalismus, den Namen des weltberühmten Hustenbonbons „Atemgold“ und das Gründungsjahr von Borussia Dortmund 09 zum Bandnamen zu machen. Damit knüpfte man an die Tradition der Marschkapellen im Ruhrgebiet an, gab ihnen aber eine andere Bedeutung.

Die Band hat seit ihrer Gründung vier Tonträger veröffentlicht. Auf der LP „schwarz/rot“ (1985) und der CD „Am Emscherstrand“ (1993) befinden sich Eigenkompositionen, die an dem Stil des „Willem Breuker Kollektifs“ orientiert sind. Auf dem dritten Tonträger der Band „Standard“ (1999) interpretierte man berühmte Jazzstandards wie „Caravan“ und „Cantaloupe Island“ neu. Der Einfluss des Jazz in dieser Band kommt daher, dass viele Mitglieder der Anfangsformationen aus den Bigbands der heutigen TU Dortmund kamen und dort ihr Ensemblespiel gelernt hatten. Auf „Standard“ spielte man auch das erste Ska-Stück der Bandgeschichte ein: das Stück „Dick Tracy“ von den Skatalites. Den Stil der Skatalites führte man auf dem letzten Album „SKA MA!“ weiter und coverte Hits im Stil des Ska von Louis Armstrong bis Frank Zappa.

Schwarz/rot Atemgold 09, die auch die „Dorfkapelle des Ruhrgebiets“ genannt wird, spielt nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch zwischen Finestère im äußersten Westen Europas und der östlichsten Grenze Europas zu Asien hinter Sankt Petersburg. Schaut man in die Historie der Band, so kann man sehen, dass die Band den Strukturwandel im Ruhrgebiet mit begleitet hat.

Die Marching Band spielt bis heute eine Mischung aus Jazz, Ska und Weltmusik zu der Dr. Wilfried Raschke sagte, dass die Band schon Crossover gespielt hätte, als der Begriff noch gar nicht erfunden war. Ab einem bestimmten Zeitpunkt hat die Blaskapelle gemerkt, dass das Publikum nicht zu ihren eigenen Jazzkompositionen tanzen konnte. Auf den letzten beiden Alben hat man dann auf Musik zurückgegriffen, die mehr tanzbar war, so wie eben Ska.

July

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